Gastronomie
Gastronomie

ST ROSENTHALER 
 CAFÉ

Ort: Berlin, Mitte
Auftraggeber*in: St. Oberholz GmbH
Fläche: 240 m²
Jahr: 2005
Fotos: Andreas Louca, St. Oberholz
mit Anet Kuhla (www.kuhla-plus.com)

2005 hatten wir das Glück eines der ersten Coworking-Cafés, das St. Oberholz am Rosenthaler Platz, zu gestalten. Der Ort ist ein altehrwürdiges Bestandgebäude, erbaut im Jahr 1898 als „Aschingers Bierquelle“, und war in den Zwanziger Jahren DER Treffpunkt und Austauschort für Intellektuelle, Künstler*innen und unterschiedlichste Menschen aus allen Schichten in Berlin. Dieser Geist zeigt sich in der räumlichen Interpretation und Umsetzung. Das St. Oberholz nimmt heute den alten Aschinger-Bau vollständig ein. Das Café erstreckt sich vom Erdgeschoss bis ins Obergeschoss mit einem Arbeitsbereich. Über dem Café befinden sich Coworking Spaces, Team und Konferenzräume.

Beim Bauen im Bestand gilt es zu entdecken, was das Gebäude zeigt und erzählt – und so arbeiten wir auch. Wir gehen auf Spurensuche – im wahrsten Sinne des Wortes: Trockenbauschichten werden aufgeschnitten, am Boden gekratzt, Strukturen freigelegt, um dann zu entscheiden, was aufgegriffen oder mitgenommen und erhalten wird. Unabhängig vom Betreiberkonzept, da dieses bei Baubeginn noch nicht feststand und sich auch während der Entwurfs- und Bauphase mehrfach geändert hat, war die Philosophie entwurfsstiftend: Die Erschaffung eines Ortes, der stimuliert und inspiriert. Mit Innovation und Qualität in den Produkten und im Service. Einen Ort zu schaffen, der Berlin erzählt, authentisch und ehrlich ist, kontrastreich und mit Brüchen spielt.

Alles Überflüssige und spätere Einbauten – abgehängte Decken und Vorsatzschalen – wurden entfernt und der Raum wieder in seiner Größe freigelegt; die so wiederentdeckte Kuppel wurde mit Blattsilber belegt. Der Tresen mit der Kaffee- und Speisen-Station als zentralem Herzstück ist mittig platziert und legt sich als gebogenes Band um die tragende Struktur des Hauses. Er ist aus mehreren versetzten Glasvitrinen und verspiegeltem Sockel ausgebildet und lässt den Boden und somit den Raum weiter laufen ohne eine Barriere zu bilden. Das obere Tresenband zieht sich bis zum Aufgang der alten Treppe, die erhalten werden konnte, und übernimmt dort auch den Empfangstresen für den im ersten Obergeschoss liegenden Coworking-Bereich, für Tages-Coworker und Members. Etagenübergreifend wurde an prägnanten Stellen schwarze Farbe eingesetzt: Die kontrastierenden schwarzen Streifen und Flächen, die sich über die gesamten Räume legen, akzentuieren und verbinden. Das grafische Konzept verhält sich wie ein Layer über dem gesamten Space und erzeugt eine starke, eigene Identität, die den Bestand würdigt, sich aber selbstbewusst platziert – in Kombination mit den Tiermotiven entstand so die charakteristische Oberholz-Ästhetik.